Überstunden berechnen: Welcher Ausgleich steht Ihnen zu?

Die Sonne sinkt, der Haufen Arbeit wächst - der Überblick ist schnell verloren. Wir erklären, wie Sie Überstunden berechnen.
Die Sonne sinkt, der Haufen Arbeit wächst – der Überblick ist schnell verloren. Wir erklären, wie Sie Überstunden berechnen.

Wenn aus unterschiedlichen Gründen – z. B. wegen krankheitsbedingten Ausfall oder weil es im Betrieb zu wenig Mitarbeiter gibt – der Stapel mit dem Label „Arbeit“ immer größer wird, wächst häufig auch die Zahl der Überstunden.

Natürlich möchte der Arbeitnehmer auch für die zusätzliche Arbeitszeit bezahlt werden. Dabei ist jedoch nicht immer ganz klar, wie viel sein Arbeitgeber ihm schuldet.

In unserem Ratgeber klären wir darüber auf, wie die Vergütung von Überstunden funktionert, wie Sie Überstunden berechnen können und wie ein Arbeitnehmer vorgehen kann, wenn er die Bezahlung der zusätzlichen Arbeit vom Arbeitgeber einfordern möchte.

FAQ: Überstunden berechnen

Wann werden Überstunden vergütet?

Wann es möglich ist, das geleistete Überstunden vergütet werden, können Sie hier nachlesen.

Wie kann ich die Vergütung meiner Überstunden berechnen?

Hier finden Sie eine Formel, wie Sie die Vergütung Ihrer Überstunden berechnen können.

Wie muss ich vorgehen, damit die Überstunden bezahlt werden?

Hier erklären wir ausführlich, wie Sie vorgehen müssen, damit Ihre Überstunden ausgezahlt werden.

Vergütung von Überstunden – zwei Wege machen’s möglich

Die Vergütung von Überstunden kann von Branche zu Branche, von Job zu Job unterschiedlich sein. Bei Fragen hinsichtlich der Vergütung von Überstunden sollte der erste Blick immer zum Arbeitsvertrag bzw. Tarifvertrag wandern. Darin kann es manchmal eine Überstunden-Klausel geben, welche sich mit der Handhabung der Überstunden samt deren Vergütung und der Überstundenberechnung befasst.

Überstunden berechnen: Beachten Sie Brutto- und Netto-Angaben im Arbeitsvertrag.
Überstunden berechnen: Beachten Sie Brutto- und Netto-Angaben im Arbeitsvertrag.

Möglicherweise kann dabei ein Überstundenzuschlag vereinbart werden (bspw. der Stundenlohn für jede Überstunde erhöht sich um 20 Prozent – achten Sie dabei auf Brutto- und Netto-Angaben), oder es gibt eine Regelung, nach der eine bestimmte Anzahl von Überstunden mit dem Regelgehalt abgegolten sind.

Verliert auch der Vertrag kein Wort darüber, wie Überstunden zu berechnen und zu vergüten sind, dann kommt gemäß Arbeitsrecht im Normalfall die branchenübliche Regelung zum Tragen (das trifft bspw. auch auf den Zuschlag zu).

Darüber hinaus gibt es zwei Wege, wie Sie bei der Berechnung von Überstunden vorgehen können, wenn es um den richtigen Stundenlohn geht:

  1. Bei Mitarbeitern, die sowieso auf Stundenbasis bezahlt werden, kann sich am normalen Stundenlohn (ggf. mit Zuschlag) orientiert werden.
  2. Arbeitnehmer, die ein Festgehalt beziehen, können aus diesem den Stundenlohn für Überstunden ausrechnen. Dabei wird vereinfacht mit 4,33 Wochen pro Monat gerechnet.

Unter den folgenden Punkten finden Sie eine genauere Anleitung dazu, wie Sie Ihre Überstunden und deren Vergütung berechnen können.

Die Auszahlung von Überstunden berechnen mit dieser Formel!

Um herauszubekommen, wie viel Geld Sie möglicherweise erhalten, wenn Sie sich Ihre Überstunden auszahlen lassen, sind Rechner im Internet, wie Gehaltrechner bzw. Lohnrechner, die mit Überstunden arbeiten, ein beliebtes Tool. Sie können jedoch auch selbst ganz einfach Ihren Taschenrechner zücken.

Nehmen Sie zunächst Ihr Bruttogehalt. In diesem Beispiel arbeiten wir mit einem Bruttogehalt von 2000 Euro. Daraus berechnen Sie zunächst Ihren Bruttostundenlohn, indem Sie das Festgehalt erst einmal durch 4,33 Wochen im Monat teilen (ergibt den Bruttolohn pro Woche).

Das Ergebnis wird wiederum durch die durchschnittliche Anzahl der Arbeitsstunden pro Woche geteilt – was den Bruttostundenlohn ergibt.

Wie werden Überstunden berechnet? Die Formel in unserem Ratgeber hilft  weiter.
Wie werden Überstunden berechnet? Die Formel in unserem Ratgeber hilft weiter.

Für dieses Bespiel rechnen wir mit 40 Stunden pro Woche:

2000 / 4,33 = 462 (gerundet) = Lohn (brutto) pro Woche
462 / 40 = 11,55 Euro (brutto) pro Stunde

An diesem Gehalt kann sich orientiert werden, wenn ein Arbeitnehmer seine Überstunden berechnen möchte.

Wurde im Arbeits- oder Tarifvertrag darüber hinaus ein Überstundenzuschlag vereinbart, dann wird dieser in diesem Fall noch auf den Stundenlohn draufgerechnet. Für dieses Beispiel rechnen wir mit einem Zuschlag von 20 Prozent.

11,55 x 1,2 = 13,86 Euro Stundenlohn (brutto) für jede Überstunde

Überstunden auszahlen – Berechnen Sie es mit dieser Formel:

Wenn:

BG = Bruttogehalt
WS = durchschnittliche Anzahl der Arbeitsstunden pro Woche
Z = Zuschlag (ggf.)

dann lautet die Formel zusammengefasst:

BG / 4,33 / WS x Z = Bruttolohn pro Überstunde

Wie gehe ich vor, wenn ich meine Überstunden bezahlt haben möchte?

Bevor Sie die Vergütung von Ihren Überstunden berechnen, sollten diese für den Chef genau dokumentiert sein.
Bevor Sie die Vergütung von Ihren Überstunden berechnen, sollten diese für den Chef genau dokumentiert sein.

Bevor Sie Ihre Überstunden berechnen, ist wichtig, dass diese genau dokumentiert wurden. Ein weiterer Faktor, der bei der Einforderung der Bezahlung eine große Rolle spielt, ist das Wissen der Firma um Ihre geleistete Mehrarbeit (wenn sie die Überstunden anordnete oder stillschweigend duldete).

Hat der Arbeitgeber von der zusätzlichen Arbeit nichts mitbekommen, gibt es auch kein Recht auf Vergütung.

Sie sollten bei Ihrer Beweisführung darüber, dass und wie viele Plusstunden Sie geleistet haben, beide Faktoren berücksichtigen.

Wurde die Mehrarbeit von Ihrem Vorgesetzten angeordnet?

Dann sollten Sie sich dies schriftlich bestätigen lassen und darüber hinaus sollte in dieser Bestätigung das Datum, die Dauer der zusätzlichen Beschäftigung und die Tätigkeit an sich genannt werden.

Wurde die Mehrarbeit nicht von Ihrem Vorgesetzten angeordnet?

Zu beweisen, dass der Arbeitgeber die Überstunden „stillschweigend akzeptiert“ hat, ist etwas schwerer. Sie müssen beweisen, dass die geforderte Arbeitsleistung nicht innerhalb der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit zu erbringen war und die dadurch entstandene Mehrarbeit auch nicht ausgeglichen werden konnte. Können Sie das nicht beweisen, können Sie auch keine Überstunden berechnen und einfordern.

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Über den Autor

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Jennifer A.

Jennifer studierte Rechtswissenschaften an der Universität Bayreuth. Seit 2018 ist sie fester Bestandteil des Redaktionsteams von anwalt.org. Sie nutzt ihr breites Wissen über das deutsche Rechtssystem seither für die Erstellung gut verständlicher Texte in Bereichen wie dem Asylrecht, Steuerrecht und Verbraucherrecht.

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