FAQ: Überschuldung
Eine Person gilt dann als überschuldet, wenn sie nicht mehr in der Lage ist, ihre finanziellen Verbindlichkeiten (bspw. Rechnungen oder die Abzahlung eines Kredits) zu erfüllen, weil ihre Schulden die ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen übersteigen.
Mögliche Gründe für eine mögliche Überschuldung sind eine plötzlich eintretende Arbeitslosigkeit oder eine schwere Krankheit. Auch Spekulationsgeschäfte bzw. risikoreiche Investitionen können zu einer Überschuldung führen. Mehr dazu hier.
Betroffene, die überschuldet sind, können eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchen, um dort zusammen mit den Mitarbeitenden mögliche Auswege aus der Schuldensituation zu finden. Die Beratungsstelle hilft Betroffenen gegebenenfalls auch dabei, Privatinsolvenz anzumelden.
Inhalt
Video: Alles Wichtige zur Schuldnerberatung
Was ist eine Überschuldung: Eine Definition
Die Überschuldung bezeichnet eine finanzielle Situation, in der die bestehenden Schulden und Verbindlichkeiten höher sind als das zur Verfügung stehende Einkommen und Vermögen des Betroffen. Er ist deshalb nicht mehr in der Lage, seine finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen.
Die Bewältigung einer Überschuldung erfordert eine umfassende finanzielle Analyse und eine realistische Strategie. Dazu gehören das Erstellen eines Budgets, die Verhandlung mit Gläubigern, die Identifizierung von Sparpotenzialen und die Inanspruchnahme professioneller finanzieller Beratung.
Was ist der Unterschied zwischen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung?
Eine Definition für eine Überschuldung im Insolvenzrecht ist in § 19 Insolvenzordnung (InsO) zu finden:
Überschuldung liegt vor, wenn das Vermögen des Schuldners die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt […].
§ 19 InsO
Eine insolvenzrechtliche Überschuldung tritt folglich dann ein, wenn die Schulden das Vermögen des Schuldners übersteigen. Je nach Höhe des Vermögens kann der Zeitpunkt der Überschuldung früher oder später liegen.
Wie erfolgt die Berechnung der Überschuldung bei einem Unternehmen?
Für die Berechnung müssen die vorhandenen Vermögenswerte der Summe der Verbindlichkeiten gegenübergestellt werden. Übersteigen letztere die bestehenden Vermögenswerte, liegt eine rechnerische Überschuldung vor.
Einen besonderen Fall stellt die bilanzielle Überschuldung dar. Sie liegt dann vor, wenn das Vermögen eines Unternehmens geringer ist als dessen Verbindlichkeiten in der Handelsbilanz.
Sollte sich herausstellen, dass bei einer GmbH Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit vorliegt, so muss die Geschäftsführung eine Regelinsolvenz beantragen. Anderenfalls macht sie sich wegen Insolvenzverschleppung gemäß § 15a InsO strafbar. Diese kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe bestraft werden.
Mögliche Gründe für eine Überschuldung
Es gibt verschiedene Gründe, warum eine Person, ein Unternehmen oder eine Institution überschuldet sein kann. Einige der häufigsten Gründe für Überschuldung können folgende sein:
- Arbeitslosigkeit: Fällt ein Teil des Einkommens aufgrund eines plötzlichen Jobverlust plötzlich weg, führt das mitunter dazu, dass die finanziellen Mittel nicht mehr ausreichen, um bestehende Schulden zu bedienen.
- Schwere Erkrankung: Sie führt zu einer Überschuldung, weil dadurch das bisherige Arbeitseinkommen entfällt oder krankheitsbedingt hohe Kosten entstehen.
- Übermäßige Kreditaufnahme: Die finanzielle Überlastung infolge hoher Kreditschulden ohne angemessene Rückzahlungsstrategien kann ebenfalls in die Schuldenfalle führen.
- Trennung oder Scheidung: Eine Trennung oder Scheidung ist mitunter sehr teuer, insbesondere wenn die gemeinsamen Schulden nicht angemessen aufgeteilt werden .
- Unternehmensinsolvenz: Unternehmen können überschuldet sein, wenn sie nicht in der Lage sind, ihre betrieblichen Kosten zu decken oder wenn ihre Schulden das Vermögen übersteigen.
- Missmanagement: Schlechtes finanzielles Management, unzureichende Budgetierung oder riskante Geschäftsentscheidungen führen auf Dauer zu finanziellen Problemen und schlimmstenfalls in die Überschuldung.
Es ist wichtig zu beachten, dass Überschuldung oft durch eine Kombination mehrerer Faktoren verursacht wird. Eine rechtzeitige Identifizierung der Ursachen und die Entwicklung einer effektiven finanziellen Strategie können dazu beitragen, Überschuldung zu verhindern oder zu bewältigen.
Wer kann bei Überschuldung helfen?
Bei Überschuldung gibt es verschiedene Stellen und Organisationen, die Hilfe und Unterstützung bieten können. Hier sind einige Möglichkeiten, wie Sie Unterstützung bei Überschuldung erhalten können:
- Schuldnerberatung: Professionelle Schuldnerberatungsstellen bieten individuelle Beratung und Hilfe für Menschen in finanziellen Schwierigkeiten.
- Soziale Beratungsstellen: Soziale Dienste und Wohlfahrtsorganisationen bieten oft Beratungsdienste für Menschen in finanziellen Notsituationen an.
- Schuldner- und Insolvenzberater: Rechtsanwälte oder spezialisierte Berater für Insolvenzrecht können Sie über rechtliche Optionen und den Insolvenzprozess informieren.
- Finanzberater: Ein unabhängiger Finanzberater hilft Ihnen, einen klaren Überblick über Ihre finanzielle Situation zu erhalten und Ihnen bei der Planung für die Zukunft helfen.
- Selbsthilfegruppen: Es gibt Selbsthilfegruppen und Foren, in denen Menschen ihre Erfahrungen im Umgang mit Überschuldung teilen und Ratschläge geben können.
Diese Organisationen unterstützen Sie bei der Erstellung eines realistischen Budgets, der Verhandlung mit Ihren Gläubigern und der Entwicklung eines Schuldentilgungsplans. Sie helfen Ihnen dabei, den besten Weg zur Bewältigung Ihrer Schulden zu finden.
Einige Gläubiger sind bereit, auf eine teilweise Schuldenrückzahlung einzugehen, wenn dies bedeutet, dass sie ihre Forderungen eher erhalten.