Rechtsanwaltsfachangestellte: Gehalt in Ausbildung und Job

Mit wie viel Gehalt können Rechtsanwaltsfachangestellte rechnen.
Mit wie viel Gehalt können Rechtsanwaltsfachangestellte rechnen.

FAQ: Gehalt für Rechtsanwaltsfachangestellte

Wie viel verdienen Rechtsanwaltsfachangestellte in der Ausbildung?

Im ersten Ausbildungsjahr verdienen angehende Rechtsanwaltsfachangestellte rund 650 Euro. Hier lesen Sie, wie sich das Gehalt steigert.

Wie viel verdienen ausgelernte Rechtsanwaltsfachangestellte?

Ist die Ausbildung abgeschlossen, verdienen Rechtsanwaltsfachangestellte etwa 1.500 bis 1.700 Euro.

Gibt es Möglichkeiten, das Gehalt zu steigern?

Ja. Durch Fort- und Weiterbildungen können Sie das Gehalt ggf. steigern. Mehr dazu lesen Sie hier.

In einer Umfrage gaben 44 Prozent der befragten Deutschen an, mit der Bezahlung für ihre Arbeit nicht zufrieden zu sein. Ein trauriges Ergebnis, da die Zufriedenheit mit dem Gehalt sich auch auf die Gesamtzufriedenheit mit dem Job und diese wiederum auf das Privatleben auswirken. Ein ausgeglichenes Verhältnis aus Arbeitsinhalten, Arbeitsrahmen und Gehalt – diese Faktoren gelten laut Umfragen als der Schlüssel zur Grundzufriedenheit mit einem gewählten Beruf. Für Rechtsanwaltsfachangestellte ist das natürlich nicht anders.

Sie haben sich nun also bereits damit beschäftigt, welche Arbeitsinhalte als Rechtsanwaltsfachangestellte auf Sie zukommen würden? Sie können sich vorstellen, dass Ihnen das Aufgabenspektrum Freude bereitet? Gleichzeitig können Sie sich mit der Arbeitsweise, den -zeiten und dem -rahmen identifizieren? Dann ist es jetzt spannend, sich einmal über die Verdienstmöglichkeiten als Rechtsanwaltsfachangestellte/r zu informieren. Damit Sie hinterher zu den 55 Prozent gehören, die in einer Statistik die Frage nach der Zufriedenheit mit der Bezahlung mit einem überzeugten „Ja“ beantworten können.

Eine Vergleichsgrundlage – Daten und Fakten in Deutschland

Rechtsanwaltsfachangestellte bekommen unterschiedliches Gehalt in Deutschland.
Rechtsanwaltsfachangestellte bekommen unterschiedliches Gehalt in Deutschland.

Um die Verdienstspanne des Berufes „Rechtsanwaltsfachangestellte/r“ im bundesweiten Gehaltsvergleich einordnen zu können, benötigen wir erst einmal eine Basis. Es gilt daher, sich über die Durchschnittszahlen der deutschen Bevölkerung zu informieren: Laut Sozio-oekonomischem Panel (SOEP) liegt demnach das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen für 40 Prozent der Deutschen zwischen 1.000 und 2.000 Euro im Monat. Für 30 Prozent der deutschen Bevölkerung sind es weniger, für 20 Prozent mehr. Diese Spanne – 1.000 bis 2.000 Euro netto – kann also als Standard zugrunde gelegt werden. Nur rund fünf Prozent der Bevölkerung verdient über 5.000 Euro brutto im Monat. Diese wiederum arbeiten vorwiegend in den Branchen: Versicherungen, Finanzen, Energie, Information und Kommunikation.

Gehalt für Rechtsanwaltsfachangestellte in der Ausbildung

Der Werdegang als Rechtsanwaltsfachangestellte oder -angestellter (früher: Rechtsanwaltsgehilfin) beginnt stets mit einer dreijährigen Berufsausbildung. Hier wird ein festes Ausbildungsgehalt gezahlt, welches auf Empfehlungen der Rechtsanwaltskammer beruht. Jeder Ausbildungsbetrieb kann darauf basierend aber selbst entscheiden, wie viel er seinen Auszubildenden zahlen möchte. Als Durchschnittswerte gelten im

  1. Ausbildungsjahr rund 650 Euro,
  2. Ausbildungsjahr rund 700 Euro,
  3. Ausbildungsjahr rund 750 Euro brutto.

Damit liegt in der Ausbildung das Gehalt für Rechtsanwaltsfachangestellte im bundesweiten Durchschnitt. Während ein Maßschneider oder Konditor in der Ausbildung nämlich nur rund 200 Euro im Monat verdient, ist der Verdienst bei einem Binnenschiffer bereits knapp im vierstelligen Bereich. Vergleichbare Ausbildungsgehälter zu den Rechtsanwaltsfachangestellten erhalten zum Beispiel Mediengestalter oder Hotelfachkräfte. Eine durchaus geläufige Bezahlung, die bei Bedarf durch staatliche Förderung aufgestockt wird. Da es sich nämlich um einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf handelt, können Rechtsanwaltsfachangestellte BAföG beantragen. So sollte in der Ausbildung zumindest Ihre Lebensgrundlage gesichert sein. Und Sie wissen ja – Lehrjahre sind keine Herrenjahre.

Als Alternative zum BAföG ist ebenfalls die Beantragung von Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) möglich. In diesem Fall muss aber nachgewiesen werden, dass ein Verbleib bei den Eltern während der Ausbildung nicht möglich ist (zu große Entfernung o.Ä.). Weiterhin wird sowohl Ihr Ausbildungsgehalt, als auch das Gehalt Ihrer Eltern angerechnet. Der Vorteil: BAB muss nicht zurückgezahlt werden.

Aktuelle Zahlen nach den verschiedenen Bezirken der Rechtsanwaltskammern

Das Gehalt für Rechtsanwaltsfachangestellte, vor allem in der Ausbildung, ist jedoch durch starke regionale Unterschiede geprägt. Grundsätzlich regelt das Berufsbildungsgesetz den Vergütungsanspruch für Auszubildende. Der Paragraph 17 fasst dies wie folgt zusammen:

Ausbildende haben Auszubildenden eine angemessene Vergütung zu gewähren. Sie ist nach dem Lebensalter der Auszubildenden so zu bemessen, dass sie mit fortschreitender Berufsausbildung, mindestens jährlich, ansteigt.

Auf Grundlage der aktuellsten Zahlen kann man im ersten Ausbildungsjahr mit 230 bis 600 Euro rechnen, im zweiten Jahr dann mit 280 bis 700 Euro. Am Ende der Ausbildung können Azubis schließlich zwischen 310 und 800 Euro verdienen. Der Deutsche Anwaltverein hat sich in einem Merkblatt aus dem Jahr 2020 auch dazu geäußert. Er hat für die verschiedenen Ausbildungsjahre Mindesthöhen festgelegt, die nicht unterschritten werden sollten.

  1. Ausbildungsjahr 650 Euro
  2. Ausbildungsjahr 750 Euro
  3. Ausbildungsjahr 850 Euro

Dabei weist der Verein darauf hin, dass in Ballungsgebieten, das Gehalt darüber liegen kann und in eher strukturschwachen Gegenden die Empfehlungen deutliche unterschritten werden. In der folgenden Tabelle sind alle Rechtsanwaltskammern aufgeführt, die konkrete Angaben über die zu empfehlende Ausbildungsvergütung für Rechtsanwaltsfachangestellte veröffentlicht haben. Die Tabelle zeigt die Staffelung nach den Ausbildungsjahren. Dabei ist darauf zu achten, dass die meisten Rechtsanwaltskammern darauf hinweisen, dass die Angaben eine Orientierung sind und von regionalen sowie persönlichen Gegebenheiten beeinflusst werden können. In den meisten Fällen sollten die Angaben jedoch nicht mehr als 20% weniger unterschreiten. Einige Kammern haben beispielsweise auch Spannen oder Mindestwerte angegeben (diese finden Sie in den Klammern dargestellt).

RAKVergütung in der Ausbildung
1. Jahr2. Jahr3. Jahr
BGHkeine Angabekeine Angabekeine Angabe
Bamberg450 €keine Angabekeine Angabe
Berlin*700 €740 €820 €
Brandenburg500 €580 €650 €
Braunschweig*500 €600 €700 €
Bremen600 - 800 €700 - 900 €800 - 1000 €
Celle*500 €600 €700 €
Düsseldorf650 €700 €750 €
Frankfurt*700 €800 €900 €
Freiburg800 €850 €950 €
Hamburg*850 €950 €1050 €
Hamm*650 €725 €800 €
Karlsruhe1000 €1100 €1200 €
Kassel600 - 800 €700 - 900 €800 -1000 €
Koblenz*560 €660 €750 €
Köln750 €800 €900 €
Mecklen­burg-Vor­pom­mern*500 €600 €700 €
München*700 €800 €900 €
Nürnberg*600 €700 €800 €
Oldenburg*550 €650 €750 €
Saarbrücken*415 €490 €555 €
Sachsen*550 €650 €750 €
Sachsen-Anhalt600 €700 €800 €
Schleswig750 €850 €950 €
Stuttgart600 €650 €750 €
Thüringen650 €750 €850 €
Tübingen650 €750 €850 €
Zweibrücken*500 €600 €700 €
* Unterschreitung bis 20% möglich

Quelle: brak.de

Gehalt für ausgelernte Rechtsanwaltsfachangestellte

Haben Sie die dreijährige Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und möchten als Vollzeitkraft in einer Anwaltskanzlei einsteigen, so werden Sie voraussichtlich ein Einstiegsgehalt von 1500 bis 1700 Euro brutto erhalten. Doch der neue Status macht sich von nun an auch auf Ihrem Gehaltsscheck bemerkbar: Zahlreiche Abgaben, Steuern und Sozialversicherungsbeiträge werden von Ihrem Bruttoverdienst abgezogen.

Was am Ende übrigbleibt, hängt stark von Ihrer Lebenssituation ab. Für ein bescheidenes Leben sollte diese Grundlage durchaus reichen. In großen Kanzleien werden verhältnismäßig höhere Gehälter gezahlt als bei kleinen – und besonders gut ist die Bezahlung im Bereich der Wirtschaftsprüfergesellschaften, Mahnabteilungen, Banken oder Versicherungen. Dazu aber später mehr.

Viele Faktoren spielen beim Verdienst eine Rolle. Eine Rechtsanwaltsfachangestellte muss auf einige Punkte achten.
Viele Faktoren spielen beim Verdienst eine Rolle. Eine Rechtsanwaltsfachangestellte muss auf einige Punkte achten.

Die Einstiegsgehälter schwanken jedoch nicht nur je nach Arbeitgeber, sondern auch im Vergleich der Bundesländer. Denn je nach Region, unterscheiden sich auch die Lebenshaltungskosten. So verdient ein/e Rechtsanwaltsfachangestellte/r in einer Kanzlei in München in der Regel deutlich mehr als die Kollegen in Thüringen. So liegt das gesamtdeutsche Durchschnittsgehalt derzeit bei 1.909 Euro brutto, in Bayern sind es 2.138 Euro, in Thüringen nur 1.311 Euro. Das Gehalt für Rechtsanwaltsfachangestellte in NRW liegt mit 1.847 Euro etwa im Durchschnitt. Diese Werte wurden auf der Grundlage von 1.497 Datensätzen ermittelt, die über zwei Jahre hinweg in einer anonymen Befragung gesammelt wurden. Das Fazit dieser Statistik lautet: Untere Monatsgehälter liegen bei knappen 1.350 Euro, die Obergrenze für die Verdienstmöglichkeit einer/s Rechtsanwaltsfachangestellten kann aber auch über 3.000 Euro brutto im Monat und mehr hinausgehen.

Ausschlaggebend hierfür ist neben dem Arbeitgeber auch sein Standort. Zudem steigt der Verdienst proportional zur Berufserfahrung der Rechtsanwaltsfachangestellten. Die besten Verdienstmöglichkeiten haben Sie im Süden Deutschlands im städtischen Umfeld, am besten bei einer möglichst großen Kanzlei.

Denn die Monatsgehälter liegen in der Statistik bei einem kleinen Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern bei 1.867 Euro brutto im Monat. Bei mittelständischen Unternehmen mit 501 bis 1.000 Mitarbeitern sind es 2.831 Euro brutto, bei größeren Kanzleien und Firmen gar 4.487 Euro brutto.

Steigendes Einkommen durch mehr Berufserfahrung

Setzen wir die Berufserfahrung proportional zum Alter der Befragten, so konnte die Statistik herausarbeiten, dass das Gehalt für Rechtsanwaltsfachangestellte mit steigendem Lebensalter zunimmt. Die Umfrage ergab hinsichtlich dieser Grundlage folgende Werte:

  • Ein Berufseinsteiger mit 25 Jahren verdient bundesweit durchschnittlich 1.714 Euro brutto.
  • Fünf Jahre später, im Alter von 30 Jahren, steigt der Durchschnitt auf 1.892 Euro brutto.
  • Mit 35 Jahren verdienen Rechtsanwaltsfachangestellte rund 2.108 Euro brutto.
  • 40-jährige Rechtsanwaltsfachangestellte gaben einen Verdienst von durchschnittlich 2.349 Euro brutto an.
  • Mit 45 Jahren sind es dann 2.341 Euro brutto.
  • Im Alter von 50 Jahren liegt der bundesweite Durchschnitt schließlich bei 2.339 Euro brutto im Monat.

Festzustellen ist also, dass vor allem zu Beginn Ihrer Karriere das Gehalt stetig steigen wird. Ist jedoch einmal eine gewisse Grundlage erreicht (im Durchschnitt gute 2.300 Euro brutto), so ist ein weiterer finanzieller Aufstieg ohne Fort- oder Weiterbildung als eher schwierig zu bewerten.

Branche mit Widersprüchen – was tun gegen eine Unterbezahlung?

Ein Rechtsanwaltsfachangestellter muss in puncto Gehalt den Mindestlohn beziehen
Ein Rechtsanwaltsfachangestellter muss in puncto Gehalt den Mindestlohn beziehen

Während es in der Branche der Rechtsanwaltsfachkräfte zahlreiche Gutverdiener gibt, stehen auf der anderen Seite aber auch gut ausgebildete Rechtsanwaltsfachangestellte, die deutlich unterbezahlt sind. Es ist einer der Berufe mit Widersprüchen, wo Sie mit Ihrer Arbeitsstelle ebenso Pech wie großes Glück haben können. Doch was, wenn Sie im Moment keine bessere Stelle finden, aus privaten Gründen nicht wechseln können oder eigentlich auch gar nicht gehen möchten, aber sich dennoch eine angemessenere Bezahlung wünschen? Was können Sie tun, wenn Sie von der Unterbezahlung betroffen sind?

Erst einmal gilt es sich zu informieren, ob und inwiefern Sie tatsächlich eine bessere Bezahlung verlangen könnten. Hierfür haben wir Ihnen die bundesdeutschen Durchschnittswerte genannt und ermöglichen Ihnen so einen realistischen Vergleich Ihres Gehaltes mit dem Branchendurchschnitt. Wenn Sie also zum Beispiel in Bayern leben, monatlich aber nur 1.200 Euro brutto verdienen, so sollten Sie dringend handeln. Eine Rechnung, die von der Realität leider gar nicht so weit entfernt liegt. Doch seit dem Jahr 2015 gilt auch für Rechtsanwaltsfachangestellte der gesetzliche Mindestlohn. Rechnen Sie also einmal kritisch nach, ob Sie entsprechend des Mindestlohnes vergütet sind. Vergessen Sie dabei aber nicht die Sonderleistungen und Boni.

Der gesetzliche Mindestlohn

Seit dem 1. Januar 2015 gilt der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland. Er erstreckt sich in der Regel auf alle Beschäftigten in allen Branchen. Ausnahmen sind lediglich Minderjährige, Ehrenamtliche, Auszubildende und Langzeitarbeitslose. Ausgelernte Rechtsanwaltsfachangestellte sind daher durchaus von der Regelung betroffen. Sie müssen demnach mindestens mit 12,41 Euro brutto in der Stunde entlohnt werden (Stand: Januar 2024). Urlaubs- und Weihnachtsgeld oder sonstige Zusatzleistungen sind allerdings gesetzlich nicht geregelt. Dass Ihnen der Mindestlohn zusteht, bedeutet noch lange nicht, dass Sie diesen auch erhalten. Sie sind unterbezahlt? Dann müssen Sie selbst aktiv werden.

Den Mindestlohn beim Arbeitgeber einfordern

Als Rechtsanwaltsfachangestellte/r haben Sie Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn. Hierfür muss der Arbeitnehmer seinen Anspruch beim Arbeitgeber schriftlich geltend machen. Wichtig ist zudem die Nennung einer Frist zu Vertragsänderung. Wird diese Frist zur Lohnanpassung nicht eingehalten, werden weitere Schritte erforderlich. Der Anspruch auf Mindestlohn wird demnach spätestens zum 15. des Folgemonats fällig, nachdem Ihre Frist abgelaufen ist.

Weigert sich der Arbeitgeber, so stehen Ihnen zwei Wege offen: Der Klageweg vor dem Arbeitsgericht oder die Anzeige bei der staatlichen Kontrollbehörde für die Einhaltung des Mindestlohns. Das Problem ist, dass nur wenige Arbeitnehmer sich zutrauen, ihren Arbeitgeber dermaßen unter Druck zu setzen.

Möchte die Rechtsanwaltsfachangestellte ein höheres Gehalt, kann dies auch die Arbeitsatmosphäre stören
Möchte die Rechtsanwaltsfachangestellte ein höheres Gehalt, kann dies auch die Arbeitsatmosphäre stören

Schließlich könnte darunter nicht nur die Atmosphäre leiden, Sie könnten auch mit dem Auslaufen Ihres Vertrages gekündigt werden. Schlimmstenfalls kommt es sogar zu Mobbingfällen, bis der Arbeitnehmer freiwillig die Arbeitsstelle aufgibt. Die Ängste sind groß, die Möglichkeiten begrenzt. Wer sich daher unterbezahlt fühlt, sollte entweder ein offenes Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen oder sich aber nach einer neuen Arbeitsstelle umsehen. Wir haben Ihnen hierfür ja bereits erläutert, wo gute und wo eher bedingte Verdienstspannen zu erwarten sind. Denn hier ist die gute Nachricht: Laut der Statistik der Bundesagentur für Arbeit herrscht bei Rechtsanwaltsfachangestellten derzeit Fachkräftemangel. Die Suche nach einer neuen, besser bezahlten Stelle sollte daher – natürlich stets abhängig von der Region – durchaus von Erfolg gekrönt sein.

Zwischenfazit: Das Gehalt für Rechtsanwaltsfachangestellte

Kommen wir noch einmal auf die Vergleichsgrundlage im ersten Kapitel zurück, so liegt der Verdienst einer Rechtsanwaltsfachangestellten mitten im Durchschnitt von 1.000 bis 2.000 Euro netto im Monat. Während es leider immer noch viele schlecht bezahlte Stellen gibt, erarbeiten sich auch immer mehr Rechtsanwaltsfachangestellte einen Verdienst von über 2.000 Euro netto im Monat. Das ist je abhängig von der Branche, der Firmengröße, dem Standort und der Qualifikation. Wer sich also für diesen Beruf entscheidet, muss sich entweder darüber im Klaren sein, dass die Verdienstchancen in einer Kanzlei begrenzt sind, oder muss sich auf ein durchschnittliches aber nicht herausragendes Lebensarbeitsgehalt einstellen. Wer dennoch mehr verdienen möchte, sollte entweder in einer möglichst großen Kanzlei einsteigen, um gute Aufstiegschancen zu haben, oder sich weiter- und fortbilden, um in größeren Firmen und Unternehmen arbeiten zu können. Schlussendlich gehört auch ein bisschen Mut dazu, notfalls ein höheres Gehalt beim Arbeitgeber einzufordern und in der Konsequenz immer wieder einmal die Stelle zu wechseln. Das Gehalt für Rechtsanwaltsfachangestellte ist laut Statistiken demnach als absolut im bundesweiten Durchschnitt anzusiedeln und ist dank dem neuen Mindestlohngesetz für eine bescheidene Lebenshaltung als ausreichend bewertet.

Mehr verdienen durch Fort- und Weiterbildungen

Wem ein durchschnittlicher Verdienst allerdings nicht genug ist, oder wer einfach lieber in einem anderen Bereich als einer Kanzlei arbeiten möchte, hat als ausgebildete/r Rechtsanwaltsfachangestellte/r zahlreiche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die auch entsprechend höhere Verdienstchancen mitbringen. Als Rechtsfachwirt/in, Justizfachangestellte/r oder Bürokauffrau/-mann können Sie nämlich in mittelständische bis große Unternehmen einsteigen und von deren finanziellen Vorteilen profitieren. Hierzu gehören:

  • Wirtschaftsprüfergesellschaften: Der bundesweite Gehälterdurchschnitt liegt hier zwischen 2.396 und 4.791 Euro brutto im Monat für die Assistenz der Wirtschaftsprüfung.
  • Mahnabteilungen in Versandhäusern und Warenhausketten: Wer sich hier bis zur Leitung der Rechtsabteilung hocharbeiten kann, verdient bis zu 9.669 Euro im Monat. Der bundesweite Durchschnitt liegt derweil bei 5.743 Euro brutto. Allerdings ist zu beachten, dass es sich bei den Zahlen um eine Führungsposition handelt. Als angestellte Fachkraft, können Sie dennoch mit einem guten Verdienst von durchschnittlichen 2.800 Euro im Monat rechnen.
  • Banken: Banken haben stets auch Bedarf an Rechtsanwaltsfachangestellten. Betrachten wir einmal die Durchschnittsgehälter für Bankangestellte, so winken hier bereits 2.349 Euro bis 6.260 Euro brutto im Monat. Wer es dann gar in eine leitende Position schafft, verdient bis zu 8.000 Euro monatlich. Auch hier sei aber gesagt, dass es sich dabei um Ausnahmen handelt.
  • Versicherungen: Zahlreiche Rechtsanwaltsfachangestellte arbeiten zudem bei Versicherungsgesellschaften. Je nach Arbeitgeber, gibt es hier große Verdienstschwankungen. Die in der Statistik berechneten Durchschnittslöhne allerdings, liegen mit 2.545 Euro im Monat bereits über denen in einer Kanzlei. Für Führungskräfte sind Gehälter mit bis zu 10.000 Euro im Monat brutto möglich. Hierfür sind aber auf jeden Fall zahlreiche Fort- und Weiterbildungen nötig. Machbar ist es dennoch.

Fazit zum Gehalt für Rechtsanwaltsfachangestellte

Rechtsanwaltsfachangestellte können zusätzlich zu dem in der Ausbildung erhaltenen Gehalt BAFöG beziehen
Rechtsanwaltsfachangestellte können zusätzlich zu dem in der Ausbildung erhaltenen Gehalt BAFöG beziehen

Schlussendlich ist der Beruf der/s Rechtsanwaltsfachangestellte/n keiner, den Sie wegen des Geldes ausüben sollten. Denn vor allem in den Kanzleien sind die Verdienstmöglichkeiten sehr begrenzt.

Zum Leben reicht es zwar, wer allerdings die große Karriere anstrebt oder einen luxuriösen Lebenswandel wünscht, der sollte sich diese Wahl noch einmal gut überlegen.

Wer statt zu einer Kanzlei in die Industrie, zu einer Bank oder der Versicherungsgesellschaft geht, hat deutlich bessere Verdienstchancen. Hier können Sie höher in der Hierarchie aufsteigen und damit auch höhere Gehälter verlangen.

Doch der Weg von der Rechtsanwaltsfachkraft in eine Führungsposition ist ein langer und von zahlreichen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen geprägt. Wer sich also von vornherein hierauf konzentrieren möchte, der sollte sich besser für eine andere Ausbildung oder am besten ein Studium entscheiden. Wem jedoch das Handwerk der Rechtsanwaltsfachangestellten liegt, wer die Abwechslung, den sozialen Kontakt und die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten zu schätzen weiß und zugleich auch mit einem Durchschnittsgehalt zufrieden ist, der wird wohl auch in einigen Jahren die Frage nach der Grundzufriedenheit noch mit „Ja“ beantworten.

Quellen und weiterführende Links

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Über den Autor

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Jennifer A.

Jennifer studierte Rechtswissenschaften an der Universität Bayreuth. Seit 2018 ist sie fester Bestandteil des Redaktionsteams von anwalt.org. Sie nutzt ihr breites Wissen über das deutsche Rechtssystem seither für die Erstellung gut verständlicher Texte in Bereichen wie dem Asylrecht, Steuerrecht und Verbraucherrecht.

Bildnachweise

5 Gedanken zu „Rechtsanwaltsfachangestellte: Gehalt in Ausbildung und Job

  1. JanaM

    Arbeitgeber, die teilweise gegen das MiLoG verstoßen, sind das rechtliche Problem. Die mangelnde Wertschätzung für die Anforderungen an die Arbeit sind das menschliche Problem. Was Rechtsanwaltsfachangestellte leisten sollen und leisten, ob nun schon während der Ausbildung oder danach, rechtfertigt eine viel höhere Vergütung: kommunikationsstark, stressresistent, fachlich und organisatorisch sein ist gar nicht einfach. Mit Mandanten 300-€-Rechnungen des Anwalts diskutieren zu sollen, die selbst nachweislich mehr verdienen, erfordert dann fast schon diplomatisches Geschick, irgendwo im Dreieck zwischen Verschwiegenheit-Freundlichkeit-Verbindlichkeit. Ich kenne genug ReFas, die für Ihre Chefin oder Ihren Chef weitreichend die Aktenbearbeitung übernehmen, bis hin zu unterschriftsreifer Korrespondenz, das sollte auch kleinen Kanzleien nicht weniger wert sein als die harte Arbeit von Angestellten im Imbiss des Vertrauens für die Mittagspause.

    Die Konsequenzen sind negativ: Viele Fachkräfte gehen nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung und vielleicht ein paar Jahren Berufserfahrung a) in die Justiz, in der immerhin Tarifverträge Orientierung geben, oder b) zu anderen Unternehmen, z. B. für das Mahnwesen/Inkasso in einem Autohaus oder Maler, Dachdecker & Co. Und in der Ausbildung gibt es Berufsschulen, in denen es sich seit 2010 von „zwei Eingangsklassen im ersten Lehrjahr“ zu „es könnte sein, dass es im Sommer weniger als 10 Anmeldungen gibt“ entwickelt hat. Da können große und kleine Kanzleien sehr viel besser machen, um was gegen Fachkräftemangel zu tun. Das wird mehr Geld kosten, das sich aber lohnt, im Vergleich zu den Kapazitäten, die in ein paar Jahren vielleicht schlicht nicht mehr angeboten werden können, wenn fachkundiges Personal fehlt und Machine-Learning-„KI“ und „legal tech“ kein gutes Personal ersetzen können.

  2. Heidi

    dass es zum Leben reicht ist relativ. Bei einem Vollzeitjob mit Brutto 1.800 €, bei Steuerklasse 1 bleibt einem ein Nettogehalt von ca. 1.300,-€. Wenn ich davon Miete, ein Auto und ein Telefon unterhalten muss, dann bleibt ohne jeden weiteren Luxus kaum noch was zum leben übrig.
    Dass jemand mit einer abgeschlossenen Ausbildung genauso viel verdient wie eine Hilfkraft einer Fastfood-Kette oder wo auch immer, ist einfach nur armselig. Dass man diesen Beruf bei diesem miserablen Gehalt nur aus Spaß an der Freud ausübt, oder wie früher um einen angesehenen, ehrbaren Beruf zu haben, wird sicher nicht die Zukunft sein. Wie im Bereich der Pflege, werden die Anwaltskanzleien über kurz oder lang die Gehälter massiv anpassen müssen, um zukünftig überhaupt noch Personal zu bekommen.
    Bei einem so schlechtem Gehalt, kann man davon ausgehen, dass die Mutivation zur Arbeit auf Dauer nicht sehr hoch ist. Wer am Ende des Monats kein Geld mehr auf dem Konto hat und ständig schauen muss wie er zurecht kommt, kann schnell mal psychsich belastet sein. Mich würde mal der Krankenstand in dieser Branche interessieren….Den Anwälten müsste doch klar sein, dass ein kranker Mitarbeiter auch Kosten verursacht und Mehrarbeit für die Kollegen.

  3. Levant

    Nun man darf sich leider nicht wundern, dass die Zahl der Auszubildenden immer weiter zurückgeht. Wenn man nun auch noch davon ausgeht, dass gut die Hälfte nach der Ausbildung in dle freie Wirtschaft oder im den Öffentlichen Dienst abwandern, bleibt nicht mehr viel übrig für die doch immer weiter wachsende Zahl der Berufsträger.

    Der Beruf verkommt zu einem Nischemberuf und wird – wenn die Tendenz so weitergeht – vermutlich im einigen Jahren vor dem Aussterben stehen.

    Aus vielen Gründen wäre dringend ein Umdenken erforderlich, besonders unter anderem der Umgang, das Gehalt usw.

  4. Akira

    Wie kann es eigentlich sein, dass man heutzutage noch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ sagt? Absoluter Unsinn.

    Außerdem wird man in der Ausbildung nicht BaFög gefördert, sondern mit BAB. Das ist Berufsausbildungsbeihilfe und die muss man NICHT zurückzahlen, auch nicht anteilig.

    Ich bin gerade 20 Jahre alt und fertig mit meiner Ausbildung geworden. Jetzt habe ich ein Bruttogehalt von 2.300,00 € und selbst das ist noch wenig. Sie sollten Ihre Seite überarbeiten.

    1. anwalt.org

      Hallo Akira.

      es ist in der Ausbildung möglich, sowohl BAB als auch BaFög zu beantragen. Um dies zu verdeutlichen, haben wir die Informationen im Text aktualisiert.

      Ihr Team von anwalt.org

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