Praktikum in Deutschland: Formen, Vergütung und Bewerbung

Ein Praktikum ist auch in vielen Studienplänen vorgesehen
Ein Praktikum ist auch in vielen Studienplänen vorgesehen

FAQ: Praktikum

Was ist der Sinn eines Praktikums?

Ein Praktikum dient vorrangig der Berufsorientierung. Praktikanten können erst einmal in einen bestimmten Berufszweig hineinschnuppern und so leichter entscheiden, ob sie sich später für einen solchen Job bewerben möchten oder nicht.

Welche Praktikumsarten gibt es?

Hier erfahren Sie, welche verschiedenen Arten von Praktika es gibt.

Wie wird ein Praktikum vergütet?

Informationen zur Vergütung von einem Praktikum erhalten Sie an dieser Stelle.

Praktikum: Per Definition handelt es sich um eine praktische Tätigkeit zum Erlernen neuer Kenntnisse.
Praktikum: Per Definition handelt es sich um eine praktische Tätigkeit zum Erlernen neuer Kenntnisse.

Ein Praktikum begegnet nahezu jedem im Laufe seines Lebens mindestens einmal. Aber was ist ein Praktikum eigentlich?

Im Rahmen eines Praktikums werden innerhalb einer bestimmten Zeit Kenntnisse in praktischer Anwendung vermittelt. Ein Praktikum kann sowohl der Berufsorientierung als auch der Vertiefung von beruflichen Kenntnissen dienen. Im Rahmen der schulischen und studentischen Ausbildung kann ein Praktikum zudem Pflichtbestandteil sein. Grundsätzlich ist es allerdings auch möglich, ein Praktikum freiwillig zu absolvieren.

Im Weiteren erfahren Sie, welche unterschiedlichen Praktika es in Deutschland gibt, wie Sie eine erfolgreiche Bewerbung auf einen Praktikumsplatz schreiben, welche Punkte in einem Praktikantenvertrag festgehalten werden und ob ein Praktikum vergütet werden muss.

Welche Praktikumsarten gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Praktika. Im Folgenden stellen wir Ihnen diese im Detail vor:

Praktikum für Schüler

Im Rahmen der Schulzeit existieren vier verschiedene Arten von Praktika:

  • Vorpraktikum als Voraussetzung einer beruflichen Ausbildung
  • Orientierungspraktikum
  • Praktikum zum Vertiefen von fachspezifischem Wissen
  • Praktikum als Bestandteil der Ausbildung im Rahmen einer beruflichen Qualifizierung
Schülerpraktika dienen vor allem dazu, sich einen Eindruck von der Arbeitswelt zu verschaffen. Die Schüler müssen meistens zwischen der achten und elften Klasse ein Pflichtpraktikum in einem Unternehmen ihrer Wahl absolvieren. So haben sie die Möglichkeit, in ihren eventuellen Traumberuf hineinzuschnuppern und sich bei Nichtgefallen neu zu orientieren.
Ein Praktikum nach der Schule dient meistens der beruflichen Orientierung.
Ein Praktikum nach der Schule dient meistens der beruflichen Orientierung.

In der Regel beträgt die Dauer des Schülerpraktikums zwischen zwei und sechs Wochen und wird durch eine Lehrkraft begleitet. In diesem Zusammenhang müssen Schüler meistens auch ein Praktikumsbericht verfassen, in welchem sie ihre Tätigkeiten auflisten.

Die Lehrkraft kommt während des Praktikums ein- oder mehrmals im Unternehmen vorbei und steht während des gesamten Zeitraums für Fragen und Probleme des Schülers zur Verfügung.

Studentenpraktikum

In vielen Hochschulen wird nicht nur während des Studiums sondern auch bevor das Studium überhaupt beginnt, ein Praktikum gefordert. Dieses letztere sogenannte Vorpraktikum leisten viele zwischen Abitur und Studienbeginn ab.

Im Rahmen des Studiums wird in der Regel ebenfalls ein Praktikum verlangt. Die Dauer kann sich je nach Studiengang unterscheiden, beträgt allerdings meistens drei bis sechs Monate. Bei diesem Praktikum handelt es sich um ein Pflichtpraktikum. Grundsätzlich können auch weitere freiwillige Praktika im Rahmen des Studiums absolviert werden.

Ein Praktikum im Bereich des zukünftigen Berufsfeldes kann die Chancen auf eine Anstellung nach dem Studienabschluss erhöhen. Potentielle Arbeitgeber erkennen anhand Ihrer Praktika, dass Sie nicht nur mit den theoretischen, sondern auch mit den praktischen Grundlagen vertraut sind.

Da Studierende durch ihr Pflichtpraktikum in der Regel Leistungspunkte erwerben, wird – wie im Schülerpraktikum – meistens ein Praktikumsbericht gefordert. Auch hier wird das Praktikum durch einen Dozenten begleitet. Dieser kann im Laufe des Praktikums seine Studenten vor Ort besuchen und betreuen.

Auslandspraktikum

Das Auslandspraktikum erfreut sich großer Beliebtheit. Dieses kann sowohl als Pflichtpraktikum als auch als freiwilliges Praktikum absolviert werden. In einigen Hochschulen und Universitäten wird besonders bei internationalen Studiengängen ein Auslandspraktikum vorgeschrieben.

Ein Forschungspraktikum findet vor allem in einem Studium der Wissenschaft statt.
Ein Forschungspraktikum findet vor allem in einem Studium der Wissenschaft statt.

Neben der Möglichkeit, Berufserfahrung zu sammeln, kann der Praktikant oder die Praktikantin in einem Auslandspraktikum auch interkulturelle Kontakte knüpfen und eine neue Sprache lernen oder festigen. Solch ein Praktikum ist meistens jedoch mit hohen Kosten für Flug, Unterkunft etc. verbunden.

Aus diesem Grund existieren einige Organisationen, welche die Kosten des Praktikums übernehmen. Vor allem Studenten und Auszubildende können ein Stipendium erhalten und gefördert werden. Je nach Betrieb handelt es sich bei dem Praktikum im Ausland, um eine bezahlte oder unbezahlte Tätigkeit. Oftmals werden auch die Kosten für Unterkunft und Essen übernommen.

”Wie finde ich ein Praktikum?”

Bevor Sie sich für ein Pflicht- oder Orientierungspraktikum bewerben, sollten Sie sich einige Fragen stellen:

  1. In welcher Branche möchten Sie ein Praktikum absolvieren?
  2. Sind Sie bereit, für das Praktikum Ihren Wohnort zu wechseln?
  3. Wie hoch soll die Vergütung sein?

Wenn Sie sich über Ihre Ansprüche an den Praktikumsplatz im Klaren sind, können Sie sich zielgerichtet auf geeignete Stellen bewerben. Meistens finden Sie in Lokalzeitungen oder im Internet passende Stellenanzeigen.

Nicht immer sind Praktikumsstellen ausgeschrieben. Haben Sie direkt ein favorisiertes Unternehmen ins Auge gefasst, können Sie die Bewerbung auch dort hinschicken. Machen Sie im Anschreiben auf jeden Fall deutlich, warum Sie der/die richtige Kandidat/in für den Praktikumsplatz sind, was Sie lernen wollen und wie lange Ihr Praktikum dauern soll.

Erstellen Sie Ihre Bewerbung sorgfältig. Lassen Sie anschließend ggf. eine andere Person Ihr Anschreiben und Lebenslauf Korrektur lesen. Denn Rechtschreib- oder Formatierungsfehler machen in einer Bewerbung in der Regel keinen guten Eindruck.

Welche Punkte werden im Praktikantenvertrag festgehalten?

Obwohl Praktikanten in Deutschland nicht als Arbeitnehmer gelten, erhalten Sie zu Beginn Ihres Praktikums einen Praktikantenvertrag ausgehändigt. Dort sind vor allem die Rahmenbedingungen des Praktikums festgelegt. Tätigkeiten und Arbeitszeiten werden aufgeführt und ggf. Verschwiegenheitsklauseln benannt.

Bei einem Pflichtpraktikum wird nicht immer ein Vertrag ausgehändigt. Sofern Sie allerdings ein bezahltes Praktikum absolvieren, muss ein Praktikantenvertrag vom Unternehmen gestellt werden. Beide Vertragsparteien müssen diesen Vertrag unterschreiben und sich an die genannten Punkten halten.

Für ein Praktikum ist eine Bewerbung meistens notwendig.
Für ein Praktikum ist eine Bewerbung meistens notwendig.

Die wichtigsten Punkte des Praktikantenvertrags sind:

  • Name und Anschrift des Praktikanten und des Unternehmens
  • Ausbildungsziele
  • Arbeitsbeginn und Dauer
  • tägliche Arbeitszeit
  • Vergütung
  • Urlaubsanspruch

Probezeit und Kündigung im Praktikum

Im Rahmen eines Arbeitsvertrags ist eine Probezeit gang und gäbe. Aber muss auch bei einem Praktikum eine Probezeit vereinbart werden?

Laut deutschem Arbeitsrecht dürfen auch Praktikantenverträge eine angemessene Probezeit enthalten. Die Probezeit dient für beide Vertragsparteien dazu, sich kennenzulernen und zu überprüfen, ob Unternehmen und Praktikant zusammenpassen.

Die Dauer der Probezeit im Praktikum ist abhängig von der Gesamtdauer der Praktikumsarbeit. Beträgt beim Praktikum die Dauer drei Monate, kann eine Probezeit von ca. zwei Wochen vereinbart werden. Im Rahmen der Probezeit kann auch eine kürzere Kündigungsfrist vereinbart werden.

Statt beispielsweise zwei Wochen kann sowohl der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber ohne Angabe von Gründen sofort kündigen. Grundsätzlich ist das Praktikum aber auf eine bestimmte Zeit befristet. Soll das Praktikum zu diesem Zeitpunkt enden, bedarf es keiner Kündigung des Arbeitsvertrags.

Sofern im Praktikantenvertrag nichts anderes vereinbart wurde, kann das Praktikum innerhalb einer vierwöchigen Frist beendet werden. Bei einem Pflichtpraktikum darf der Arbeitgeber den Praktikanten allerdings nicht ohne Angabe von triftigen Gründen entlassen.

Vergütung im Praktikum

Ein Langzeitpraktikum geht meistens über die Dauer von sechs Monaten hinaus.
Ein Langzeitpraktikum geht meistens über die Dauer von sechs Monaten hinaus.

Ob das Praktikum vergütet wird oder nicht, hängt oftmals damit zusammen, ob es sich dabei um ein freiwilliges oder ein Pflichtpraktikum handelt. Sowohl als Schüler als auch als Student oder als Arbeitsuchender können Sie ein freiwilliges Praktikum absolvieren. Dieses kann beispielsweise als Sommerpraktikum oder im Rahmen der vorlesungsfreien Zeit gemacht werden.

Laut § 22 Abs. 1 Satz 2 des Mindestlohngesetzes (MiLoG) ist seit dem 1. Januar 2015 festgelegt, dass im Rahmen eines Praktikums der Mindestlohn zu zahlen ist. Dies ist allerdings nur der Fall, wenn es sich bei dem Praktikum um ein freiwilliges oder Orientierungspraktikum handelt, das länger als drei Monate dauert oder der Praktikant über eine abgeschlossene Ausbildung verfügt. Bei Pflichtpraktika im Rahmen einer Ausbildung oder eines Studiums besteht hingegen in der Regel kein Anspruch auf Mindestlohn.

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Über den Autor

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Jennifer A.

Jennifer studierte Rechtswissenschaften an der Universität Bayreuth. Seit 2018 ist sie fester Bestandteil des Redaktionsteams von anwalt.org. Sie nutzt ihr breites Wissen über das deutsche Rechtssystem seither für die Erstellung gut verständlicher Texte in Bereichen wie dem Asylrecht, Steuerrecht und Verbraucherrecht.

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