FAQ: Legal-Tech-Unternehmen
Legal Tech bezeichnet einen Bereich der Informationstechnik, der sich damit beschäftigt, Rechtsdienstleistungen und Vorgänge in Kanzleien mithilfe unterschiedlichster IT-Lösungen effektiver und effizienter zu gestalten.
Es gibt unterschiedliche Ansätze, die Legal-Tech-Unternehmen verfolgen. Sie werden in Legal Tech 1.0, 2.0 und 3.0 unterteilt. Mehr dazu lesen Sie hier.
Es gibt weit über 100 Unternehmen, die im weitesten Sinne in den Bereich Legal Tech fallen. Täglich kommen weitere hinzu, manche mit ähnlichen Ansätzen, manche mit ganz neuen. Ein paar Beispiele für deutsche Legal Tech-Unternehmen finden Sie hier.
Inhalt
Wodurch zeichnen sich Legal-Tech-Unternehmen aus?
Bei dem Begriff „Legal Tech“ handelt es sich um eine neue Wortzusammensetzung aus „legal services“ und „technology“. Die Bezeichnung lässt sich nicht klar abgrenzen, sondern erfasst derzeit eine große Zahl an unterschiedlichen IT-Lösungen auf dem Gebiet der Rechtsdienstleistungen. Die Ansätze einzelner Legal-Tech-Unternehmen sind dabei unterschiedlich:
- Legal Tech 1.0: Entwicklung von Software und Online-Diensten, die Anwälte und Juristen allgemein in ihrer täglichen Arbeit dabei unterstützen, Abläufe effektiver und effizienter zu gestalten (z. B. Büroverwaltung, digitale Akten, Fachdatenbanken und Anwaltsverzeichnisse)
- Legal Tech 2.0: Entwicklung von Anwendungen, die Juristen einzelne Schritte abnehmen und so Rechtsdienstleistungen ein Stück weit (teil-)automatisieren (z. B. maschinenlesbare Dokumente, Ermittlung des Sachverhalts, automatisierte Erstellung von Verträgen, Klagen und anderen Schriftsätzen)
- Legal Tech 3.0 (noch in den Startlöchern): Entwicklung von komplexeren IT-Lösungen, die Anwälte künftig sogar weitgehend die Arbeit abnehmen könnten (z. B. Künstliche Intelligenz als Ersatz für Anwälte, eigene, maschinenlesbare Sprache)
Die Tätigkeit von Legal-Tech-Unternehmen und -Start-ups kann mithin sehr vielfältig sein. Das Feld ist noch vergleichsweise jung und entwickelt sich stetig fort. Im Fokus steht vor allem die Chance auf Zeitersparnis durch die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung – nicht nur für Anwälte, sondern auch für Verbraucher.
Welche Legal-Tech-Unternehmen und -Start-ups gibt es in Deutschland?
Im Folgenden finden Sie ein paar Beispiele von Legal-Tech-Start-ups und Unternehmen, die in Deutschland tätig sind und sich dabei auf einzelne Rechtsgebiete oder Rechtsdienstleistungen konzentrieren:
Advocado
Das Legal-Tech-Unternehmen stellt Privatpersonen und anderen Unternehmen ein umfassendes Rechtsberatungsportal zur Verfügung. Es vermittelt die Anfragenden an auf dem Portal registrierte Rechtsanwälte. Bei rechtlichen Fragen können interessierte Personen ihre Situation schildern und ggf. für die Klärung erforderliche Dokumente verschlüsselt übermitteln. Ein Anwalt prüft dann innerhalb kurzer Zeit in einem ersten Schritt kostenlos, welches Rechtsgebiet berührt ist, wie die allgemeine Gesetzeslage ist und inwiefern im vorliegenden Fall Erfolgsaussichten bei einer rechtlichen Auseinandersetzung bestehen.
Sollte der Anfragende eine umfassende Beratung oder gar Vertretung wünschen, kommt erhält er ein Angebot mit Festpreis. Nimmt der Betroffene das Angebot an, kann er auch alle weiteren Schritte über das Portal mit dem Anwalt sicher abwickeln.
CONNY
CONNY (vormals: wenigermiete.de) ist ein Legal-Tech-Unternehmen, dass sich vor allem im Bereich des Mietrechts bewegt. Hier können Benutzer z. B. prüfen lassen, ob ein Mietmangel an der eigenen Wohnung auch eine Mietminderung begründet. In einem ersten Schritt können Sie den betreffenden Mangel an der Mietsache an CONNY melden und ggf. zusätzlich Fotos auf den gesicherten Server hochladen. Das Legal-Tech-Unternehmen prüft dann die Angaben und gibt dem Anfragenden eine erste unverbindliche Einschätzung.
Im Anschluss können die Benutzer, sofern gewünscht, CONNY damit beauftragen, die eigenen Ansprüche gegenüber dem Vermieter durchzusetzen (beispielsweise Mängelbeseitigung, Mietminderung oder Rückforderung von Mietzahlungen). Im Einzelfall werden die Mandanten auch gerichtlich vertreten, sollte eine direkte Einigung mit dem Vermieter nicht möglich sein. Die Prozesskosten trägt dabei das Legal-Tech-Unternehmen. Die Mandanten zahlen nur im Erfolgsfall eine Provision, die sich anhand der durchgesetzten Mietersparnis berechnet.
Das Legal-Tech-Unternehmen bietet daneben unter anderem auch Unterstützung bei der Abwehr von Mieterhöhungen oder Kündigungen, aber z. B. auch bei der Durchsetzung von arbeitsrechtlichen Abfindungen an.
Flightright
Dieses Legal-Tech-Unternehmen hat sich auf die Durchsetzung von Verbraucherrechten von Flugreisenden spezialisiert. Die 2005 in Kraft getretene EU-Fluggastrechte-Verordnung legt eindeutig fest, wann und in welchem Umfang Fluggästen eine Entschädigung zusteht (z. B. bei ausgefallen oder verspäteten Flügen). Vielen Betroffenen sind diese Rechte jedoch nicht bekannt oder sie schrecken vor langwierigen Auseinandersetzungen mit den Anbietern zurück.
Flightright bietet neben einer umfassenden Aufklärung über die Fluggastrechte auch eine automatisierte Rechtsdienstleistung an: Betroffene können sich einfach an den Anbieter wenden, die relevantesten Daten in eine Online-Maske einfügen und absenden. Das Legal-Tech-Unternehmen ermittelt dann mithilfe einer Datenbank vollautomatisiert, ob dem Anfragenden eine Entschädigung zusteht. Ist dies der Fall, kann der potentielle Mandant anschließend entscheiden, ob er seine Rechte mithilfe des Legal-Tech-Unternehmens durchsetzen und eine Vollmacht erteilen will. Ist die Arbeit von Flightright erfolgreich und erhält der Mandant eine Entschädigung, gehen hiervon 20 % als Erfolgshonorar an das Unternehmen. Bleibt der Erfolg aus, ist die Dienstleistung für den Betroffenen kostenlos.
Smartlaw
Dieses Legal-Tech-Unternehmen richtet sich an Personen, die möglichst unkompliziert rechtssichere Dokumente erstellen lassen wollen. Fast 200 verschiedene Vorlagen für Verträge, Vollmachten stehen dem Benutzer zur Verfügung (z. B. aus dem Bereich Mietrecht, Erbrecht, Arbeitsrecht, Unternehmensgründung). Diese Vorlagen werden stets auf dem neuesten Stand gehalten.
Will ein Nutzer zum Beispiel einen Arbeitsvertrag aufsetzen lassen, kann er alle relevanten Informationen an den Dienstleister übermitteln und automatisiert einen solchen aufsetzen lassen. Gegenüber der Tätigkeit eines Anwalts ist der Vorgang vergleichsweise schnell, rund um die Uhr verfügbar und kostengünstiger. Außerdem wird der Nutzer informiert, sollte bei bereits erstellten Dokumenten aufgrund von rechtlichen Änderungen eine Überarbeitung bzw. Anpassung erforderlich sein.
SOS-Verkehrsrecht
Die Legal-Tech-Kanzlei bietet ebenfalls eine automatisierte Rechtsdienstleistung an. Das Unternehmen hat sich auf die rechtliche Vertretung von Personen spezialisiert, denen Verkehrsordnungswidrigkeiten wie z. B. Geschwindigkeitsüberschreitungen, Rotlicht- oder Abstandsverstöße zur Last gelegt werden. Da viele Bußgeldbescheide fehlerhaft sind (Schätzungen gehen von bis zu 50 % aus), sind diese oftmals anfechtbar. Betroffene Fahrer, denen eine entsprechende Ordnungswidrigkeit vorgeworfen wird, können die erforderlichen Informationen zur vorgeworfenen Tat und dem Stand des Verfahrens über ein Online-Formular an die Kanzlei übersenden. Im Anschluss erhalten Sie eine erste telefonische Auskunft zu den allgemeinen Möglichkeiten des Einspruchs gegen einen Bußgeldbescheid.
Anschließend können die Fahrer, sofern gewünscht, ein Mandat erteilen und die Anwälte der Legal-Tech-Kanzlei mit der rechtlichen Vertretung in einem Einspruchsverfahren beauftragen. Die Anwälte vertreten sie hiernach gegenüber den Behörden sowie ggf. auch gerichtlich, sollte der Einspruch von der Bußgeldstelle nicht anerkannt werden. Ein ähnliches Angebot stellt das Legal-Tech-Unternehmen geblitzt.de zur Verfügung.