Meist ist die Freude groß, wenn wir Kleidung, Elektronik oder Lebensmittel günstig erstehen können. Dabei verdrängen wir viel zu oft, dass es immer zwei Seiten einer Medaille gibt. Denn für die niedrigen Preise ist nicht selten die Kinderarbeit in Entwicklungsländern bzw. der Dritten Welt verantwortlich. Kinder und Jugendliche bezahlen somit für unsere Schnäppchen mit ihrer Gesundheit und Kindheit.
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FAQ: Kinderarbeit
Kinderarbeit ist als Tätigkeit von unter 18-Jährigen zu verstehen, welche ihnen schadet oder sie am Schulbesuch hindert. Mehr zur Definition finden Sie hier.
Nicht selten benötigt die Familie den dabei erzielten Lohn zum Überleben. Weitere Ursachen für Kinderarbeit, erläutert der Ratgeber hier.
Kinderarbeit verletzt sowohl Menschenrechte als auch Kinderrechte.
Was ist Kinderarbeit? – Eine Definition
Der Begriff „Kinderarbeit“ ist grundsätzlich differenziert zu betrachten, denn Arbeit ist nicht gleich Arbeit. So verdienen sich weltweit viele Kinder legal ein eigenes Taschengeld, indem sie zum Beispiel am Wochenende Zeitungen austragen. Dabei handelt es sich allerdings nicht um Kinderarbeit in Deutschland.
Allerdings verrichtet eine Vielzahl von Heranwachsenden im Alter zwischen fünf und siebzehn verbotene Kinderarbeit. Laut einer Statistik der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ist weltweit von rund 168 Millionen Kinder und Jugendliche auszugehen, welche regelmäßig mehrere Stunden am Tag arbeiten. Dabei sind bei der Kinderarbeit die Arbeitsbedingungen in der Regel sehr schlecht.
Ausbeuterische Kinderarbeit führt dazu, dass verschiedenste Kinderrechte verletzt werden. So ist es den Kindern aufgrund der langen Arbeit zum Beispiel nicht mehr möglich die Schule zu besuchen, weil entweder die Zeit oder auch die Kraft dafür fehlt. Darüber hinaus ist zum Beispiel die Kinderarbeit in der Textilindustrie oder bei der Produktion von Feuerwerkskörpern sehr gefährlich. Nicht zuletzt entspricht die Bezahlung in der Regel nicht den geltenden Bestimmungen zum Mindestlohn.
Ursachen und Folgen von Kinderarbeit
In den meisten Fällen befürworten weder die Jungen und Mädchen noch ihre Eltern die verschiedenen Formen der Kinderarbeit. Allerdings fehlen ihnen meist Alternativen. Denn häufig reicht der Lohn der Eltern nicht aus um die Familie zu ernähren oder einen Besuch in der Schule zu finanzieren. So zeugt die Kinderarbeit weltweit auch von einem Überlebenskampf.
Nicht selten ist Kinderarbeit auf einen Teufelskreis zurückzuführen: Aufgrund der niedrigen Löhne in den jeweiligen Ländern und der meist schlechten Ausbildung verdienen die Eltern nicht genügend Geld. Daher müssen die Kinder zum Einkommen der Familie beitragen. Dadurch ist es ihnen häufig nicht möglich, eine Schule zu besuchen. Dies führt wiederum dazu, dass ihnen später besser bezahlte Jobs verwehrt bleiben und ggf. ihr eigener Nachwuchs zur Kinderarbeit unter ähnlichen Bedingungen gezwungen ist.
Neben dem geringen Arbeitslöhnen und der mangelnden Schulbildung lassen sich allerdings noch weitere Ursachen von Kinderarbeit benennen. Dazu zählt zum Beispiel ein mangelhaftes oder vollständig fehlendes Sozialsystem, welches die Familien unterstützt.
Darüber hinaus ist die Kinderarbeit Dank der Bezahlung auch für die Fabrikbesitzer bzw. Arbeitgeber ein lohnendes Geschäft. Denn Kinder sind wesentlich günstiger als erwachsene Arbeitskräfte und können sich darüber hinaus in der Regel auch nicht gewerkschaftlich organisieren.
Wo gibt es heute noch Kinderarbeit?
Kinderarbeit gehört in vielen Ländern unserer Welt noch immer zum Alltag. Am weitesten verbreitet ist dies in Asien und im Pazifik. So gelten insbesondere Indien, Bangladesch und die Philippinen als traurige Spitzenreiter bei der Beschäftigung von Kinderarbeitern.
Aber auch in den Ländern Afrikas und Lateinamerikas ist die Kinderarbeit häufig an der Tagesordnung. Aufgrund der meist schlechten gesamtwirtschaftlichen Situation der meisten Staaten sorgt diese Information allerdings traurigerweise nur selten für Verwunderung.
Überraschend ist hingegen, dass auch in den Vereinigten Staaten Kinderarbeit stattfindet. Dies lässt sich auf die vielen landwirtschaftlichen Betriebe zurückführen. Denn den Besitzern ist es laut Gesetz gestattet, ihre eigenen Kinder auf den Höfen und Plantagen mitarbeiten zu lassen.
Welche Arten von Kinderarbeit gibt es?
Die Formen von Kinderarbeit werden häufig von den wirtschaftlichen Schwerpunkten der einzelnen Länder beeinflusst. So spielt in Bangladesch zum Beispiel die Produktion von kostengünstiger Kleidung eine entscheidende Rolle, wohingegen in Indonesien die Kinder unter anderem beim Fischfang eingesetzt werden.
Laut ILO ist die Kinderarbeit in der Landwirtschaft mit rund 59 Prozent am verbreitetsten. Dabei unterstützen die Jungen und Mädchen schon frühzeitig ihre Eltern bei der Arbeit auf dem Feld, zum Beispiel bei der Aussaat oder der Ernte.
32 Prozent sind zudem im Bereich der Dienstleistungen beschäftigt. Beispiele für Kinderarbeit lassen sich unter anderem im Handel, Gastronomie oder in der Hotelbranche finden. Nicht zuletzt beinhaltet dies auch sogenannte „personenbezogene Dienste“, wie die Tätigkeit als Hausmädchen.
Etwa 7 Prozent der Kinderarbeit weltweit findet in der Industrie statt. Dabei handelt es sich unter anderem um die körperlich anstrengende und höchstgefährliche Tätigkeit in Bergwerken und Steinbrüchen. Die restlichen 2 Prozent sind nicht definiert.
Um den schlimmsten Formen von Kinderarbeit einen Riegel vorzuschieben entstand 1999 das „Übereinkommen über das Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit“. 181 Mitgliedsstaaten der ILO haben diese Übereinkunft ratifiziert. Die darin aufgeführten Formen der Kinderarbeit sind:
- Sklaverei und ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen wie Kinderhandel und Schuldknechtschaft
- Prostitution oder Pornografie
- Einsatz von Kinder für illegale Aktivitäten wie den Drogenhandel
- Arbeiten, welche sich schädlich auf Körper und Geist der Kinder auswirken
Bekämpfung von Kinderarbeit: Was sind sinnvolle Schritte?
So vielfältig wie die Ursachen für Kinderarbeit sind, genauso vielfältig müssen auch die Maßnahmen für eine Bekämpfung sein. Denn nur ein striktes Verbot der Kinderarbeit bietet keine umfassende Lösung für die bestehenden Probleme.
Zum einen würde dies dazu führen, dass viele Familien nicht länger überleben könnten. Zum anderen bestünde das Risiko, dass sich die Mädchen und Jungen illegale Arbeit suchen, was mit noch schlechteren Arbeitsbedingungen einhergeht.
Aus diesem Grund gilt es für die Bekämpfung der Kinderarbeit andere Ansätze zu ergreifen. Dies beinhaltet zum Beispiel bessere Bildungsangebote und die generelle Steigerung der Einkommen. Denn wenn Eltern selbst für den Lebensunterhalt der gesamten Familie aufkommen können, besteht keine Notwendigkeit mehr für Kinderarbeit.
Möchten Sie selbst zum Kinderschutz beitragen und ein Zeichen gegen Kinderarbeit setzen, können Sie dies bereits durch Ihr Einkaufsverhalten. Informieren Sie sich daher im Voraus, welche Firmen für die Produktion auf die Ausbeutung von Kindern verzichten. Ein Hinweis können auch Siegel wie „Fairtrade International“ oder „UTZ Certified“ geben.