Arrangierte Ehe: Wenn die Familie den Partner wählt

Wie zeitgemäß ist eine arrangierte Ehe? Über Vorteile und Nachteile dieser Form der Heiratsvermittlung informiert dieser Ratgeber.
Wie zeitgemäß ist eine arrangierte Ehe? Über Vorteile und Nachteile dieser Form der Heiratsvermittlung informiert dieser Ratgeber.

In Filmen und Büchern beginnen romantische Beziehungen nicht selten mit einer schicksalhaften Begegnung, bei der sich die Protagonisten unerwartet näher kommen und es innerhalb von wenigen Augenblicken um sie geschehen ist. Im realen Leben muss der Liebe aber manchmal auf die Sprünge geholfen werden. So können Heiratsvermittler und Familien zum Beispiel eine arrangierte Ehe initiieren.

FAQ: arrangierte Ehe

Was ist eine arrangierte Ehe?

Von einer arrangierten Hochzeit ist die Rede, wenn die Familie oder ein Heiratsvermittler passende Partner vorschlägt. Eine Vermählung erfolgt allerdings nur, wenn die potenziellen Ehegatten damit einverstanden sind.

Ist es erlaubt, eine arrangierte Ehe in Deutschland einzugehen?

Ja, denn in diesem Fall gehen beide Partner den Bund fürs Leben freiwillig ein. Anders sieht es hingegen bei einer Zwangsheirat aus, bei welcher die zukünftigen Eheleute in der Regel kein Mitspracherecht haben.

Welche Vor- bzw. Nachteile hat eine arrangierte Heirat?

Verschiedene Argumente für und gegen diese Form der Heiratsvermittlung haben wir hier zusammengefasst.

Begriffserklärung: Was unterscheidet Zwangsheirat und arrangierte Hochzeit?

Wichtiger Unterschied! Zwangsheirat und arrangierte Ehe sollten nicht in einen Topf geworfen werden.
Wichtiger Unterschied! Zwangsheirat und arrangierte Ehe sollten nicht in einen Topf geworfen werden.

Gehen zwei Menschen nach deutschem Recht den Bund der Ehe ein, entschließen sich diese zu einer rechtlich anerkannten und dauerhaften Lebensgemeinschaft. Für die Rechtmäßigkeit der Eheschließung definiert der Gesetzgeber im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) zahlreiche Voraussetzungen. So muss die Heirat zum Beispiel freiwillig erfolgen, weshalb eine Zwangsheirat in Deutschland verboten ist und die Nötigung zu einer solchen unter Strafe steht. Doch was gilt für die arrangierte Ehe?

Die Menschenrechtsorganisation für Frauen Terre des Femmes formuliert für die arrangierte Ehe folgende Definition:

Arrangierte Heiraten liegen dann vor, wenn die Heirat zwar von Verwandten, Bekannten oder von Ehevermittlern bzw. -vermittlerinnen initiiert, aber im vollen Einverständnis der Eheleute geschlossen wird.

Demnach liegt eine arrangierte Ehe vor, wenn Verwandte, Freunde oder auch professionelle Heiratsvermittler einen vermeintlich geeigneten Partner mit dem Ziel einer Eheschließung vorschlagen. Der Unterschied zur Zwangsehe besteht allerdings darin, dass die zukünftigen Eheleute frei für oder gegen die Heirat entscheiden können. Das familiäre Umfeld übt also keinen Zwang oder Druck aus.

Allerdings können die Grenzen zwischen erzwungenen und arrangierten Ehen verschwimmen. Denn auch gesellschaftliche und religiöse Konventionen erzeugen mitunter Druck, sodass der Bund fürs Leben nicht vollständig aus freien Stücken eingegangen wird.

Bei arrangierten Hochzeiten denken wir nicht selten an fremde Kulturen. Allerdings war diese Art der Heiratsvermittlung bis zum 20. Jahrhundert auch in Deutschland gang und gäbe. Durch die Online-Partnersuche erhält das Konzept der arrangierten Heirat einen neuen Anstrich, denn statt der Familie sucht nun ein Algorithmus nach dem perfekten Partner. Darüber hinaus ließe sich mitunter auch das erfolgreiche Verkuppeln im Freundeskreis als arrangierte Ehe werten.

Arrangierte Ehe: Welche Vor- und Nachteile gibt es?

Eine arrangierte Hochzeit kann nur funktionieren, wenn beide Partner diese freiwillig eingehen.
Eine arrangierte Hochzeit kann nur funktionieren, wenn beide Partner diese freiwillig eingehen.

Der Begriff „arrangierte Ehe“ hat in unserer Gesellschaft oft einen fahlen Beigeschmack. Denn das Konzept, dass die eigenen Eltern bei der Partnerwahl ihres Kindes mitmischen, wirkt für uns teilweise etwas antiquiert. Dabei kann es durchaus seine Vorteile haben.

So bieten die Partnervorschläge für eine möglicherweise arrangierte Hochzeit die Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen, die sich ebenfalls eine Heirat wünschen. Die Verwandten und Bekannten haben darüber hinaus die Möglichkeit, die Auswahl anhand bestimmter Kriterien einzugrenzen. Wichtige Faktoren können dabei unter anderem die folgenden sein:

  • Alter
  • Beruf
  • Ausbildung
  • Religion
  • Lebensplanung
  • Wertvorstellungen

Arrangierte Ehen sind meist auch eher pragmatischer Natur. Gewöhnlich lernen sich die Beteiligten erst kennen, tauschen sich über gemeinsame Werte aus und bauen Vertrauen auf. Dieses bildet dann die Basis der Beziehung. Die Liebe entwickelt sich dann mit der Zeit.

Nicht zuletzt bietet die Partnerwahl mithilfe der Familien einen großen Vorteil, denn dadurch lässt sich in der Regel sicherstellen, dass auch die Eltern mit dem zukünftigen Ehegatten einverstanden sind. Dies ist mitunter ein wichtiges Argument für die arrangierte Ehe, denn ggf. kann wegen des unliebsamen Schwiegersohns bzw. der unliebsamen Schwiegertochter der Haussegen schief hängen.

Allerdings ist eine arrangierte Heirat keine Garantie für eine glückliche Partnerschaft. Denn es ist durchaus möglich, dass die elterlichen Kandidaten nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen. Hin und wieder spielen bei der Partnerwahl auch finanzielle Aspekte und die soziale Stellung eine wichtige Rolle. Das größte Gegenargument für arrangierte Ehen ist wohl das Fehlen von Schmetterlingen im Bauch, denn auch trotz gemeinsamer Vorstellung und Werte kann es sein, dass sich keine Liebe entwickelt.

Anhand der zuvor aufgeführten Argumente zeigt sich, dass eine arrangierte Ehe sowohl Vor- als auch Nachteile hat. Ob diese Methode der Partnersuche die richtige ist, muss aber jeder für sich selbst entscheiden.

Bildnachweise: depositphotos.com/SHUNEVICH, eigenes Bild, depositphotos.com/AllaSerebrina

Quellen und weiterführende Links

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Über den Autor

Nicole
Nicole P.

Seit 2016 verstärkt Nicole die Redaktion von anwalt.org. Zuvor absolvierte sie ein Studium der Buchwissenschaft und Kulturanthropologie in Mainz. Zu ihren thematischen Schwerpunkten zählen unter anderem die verschiedenen Aspekte des Verkehrs- und insbesondere des Urheberrechts.

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