Der Sport erzeugt bei Millionen Menschen jede Woche eine Vielzahl an Emotionen und lockt dutzende Menschen in die jeweiligen Stadien. Dabei gerät schnell in Vergessenheit, dass rund um den Sport viele Rechtsgebiete eine wesentliche Rolle spielen.
Diese werden unter dem Oberbegriff „Sportrecht“ zusammengefasst. Vereine und Spieler verfügen in aller Regel über einen Anwalt, welcher sich mit den rechtlichen Fragen auseinandersetzt. Doch gibt es eigentlich einen Fachanwalt für Sportrecht?
Wie kann dieser Titel durch einen Anwalt erworben werden? In welchen Bereichen kann ein im Sportrecht tätiger Anwalt eingesetzt werden? Diesen Fragen geht der nachfolgende Ratgeber auf den Grund und informiert Sie umfassend.
FAQ: Anwalt für Sportrecht
Ja, der Fachanwalt für Sportrecht wurde am 26.11.2018 in Deutschland eingeführt. Eine entsprechende Änderung wurde in die Fachanwaltsordnung integriert.
Für das Fachgebiet „Sportrecht“ müssen Kenntnisse in vielen unterschiedlichen Bereichen vorgewiesen werden. Welche dies genau sind, erfahren Sie hier.
Ein Fachanwalt für Sportrecht kann in ganz vielen unterschiedlichen Bereichen tätig werden. Gibt es beispielsweise Unstimmigkeiten bezüglich eines Arbeitsvertrags zwischen Spieler und Verein, kann dieser das Dokument prüfen. Er kann zudem Satzungen der einzelnen Vereine prüfen oder sich mit den rechtlichen Aspekten des Sponsorings befassen.
Inhalt
Gibt es den Fachanwalt im Sportrecht überhaupt?
Wer in Deutschland einen Titel als Fachanwalt erhalten möchte, muss besondere Kenntnisse und Erfahrungen in dem jeweiligen Rechtsgebiet nachweisen können. Für welche Rechtsgebiete der Fachanwaltstitel möglich ist, wird in der Fachanwaltsordnung (FAO) definiert.
Die Bundesrechtsanwaltskammer kann entsprechende Änderungen in der FAO beschließen. So kam es am 26.11.2018 dazu, dass der Beschluss erlassen wurde, den Titel für einen Fachanwalt im Sportrecht in die FAO aufzunehmen.
Zum ersten Juli 2019 trat die entsprechende Änderung in Kraft, sodass es nunmehr möglich ist, bei entsprechendem Nachweis als Fachanwalt für Sportrecht zu arbeiten. Dies umfasst im Wesentlichen Kenntnisse in den nachfolgenden Rechtsgebieten:
- Arbeitsrecht
- Medienrecht
- Haftungs- und Versicherungsrecht
- Straf- und Dopingrecht
- Vereinsrecht
- Wirtschaftsrecht
- Steuerrecht
Wie kann ein Anwalt für Sportrecht den Fachanwaltstitel erlangen?
Um ein Fachanwalt für Sportrecht zu werden, müssen Sie einen Antrag bei der Rechtsanwaltskammer einreichen. Das alleine reicht allerdings noch nicht aus, um den Fachanwaltstitel zu erlangen. Sie müssen vielmehr besondere Kenntnis im Sportrecht nachweisen.
Diesbezüglich ist ein Fachanwaltslehrgang von mindestens 120 Stunden vorgeschrieben. Im Rahmen dieser werden drei Klausuren geschrieben, welche ein angehender Fachanwalt für Sportrecht alle bestehen muss. Nach dem Bestehen ist der theoretische Teil abgeschlossen.
Wie so oft im Leben kommt nach der Theorie die Praxis. Auf dem Weg zum Fachanwalt für Sportrecht müssen Sie nachweisen, dass Sie innerhalb von drei Jahren mindestens 80 Fälle aus dem Sportrecht bearbeitet haben, welche sich mindestens auf drei besondere Bereiche des Sportrechts beziehen. Zu diesen später mehr.
Zudem muss es sich in mindestens 20 Fällen um rechtsförmige Verfahren handeln (Sportverbandsgerichtsverfahren, sonstige Gerichtsverfahren, außergerichtliche Rechtsbehelfsverfahren, Schlichtungs- oder Schiedsverfahren).
Erfüllen Sie alle diese Kriterien und legen die Prüfungen erfolgreich ab, wird Ihrem Antrag stattgegeben und Sie dürfen sich fortan Fachanwalt für Sportrecht nennen.
Welche Kenntnisse muss ein Fachanwalt für Sportrecht nachweisen?
Wie bereits erwähnt, müssen Kenntnisse in mindestens drei Bereichen, aus denen jeweils fünf oder mehr Fälle bearbeitet wurden, nachgewiesen werden, um den Titel als Fachanwalt für Sportrecht zu erlangen. Gemäß § 14q FAO müssen Kenntnisse in folgenden Sachbereichen nachgewiesen werden:
- selbstgesetztes Recht der Sportverbände im Rahmen der Verbandsautonomie und deren Organisationsstrukturen, insbesondere Satzungen und Statuten nationaler und internationaler Sportorganisationen,
- nationale und internationale Sportverbands- und -schiedsgerichtsbarkeit,
- sportrechtliche Bezüge des Ordnungswidrigkeiten- und Strafrechts, Strafprozessrecht sowie zwischenstaatliches und Völkerrecht,
- Schutz vor Sportmanipulationen, insbesondere durch sog. Doping, sportrechtliche Bezüge des Arzneimittelrechts,
- Vereinsrecht und Grundzüge des Gesellschaftsrechts,
- sportrechtliche Bezüge des Medienrechts, insbesondere der Fernseh-, Internet- und Hörfunkrechte,
- Recht des geistigen Eigentums, insbesondere Persönlichkeitsrecht sowie Urheber- und Markenrecht,
- Recht des Sponsorings, Recht der staatlichen Sportförderung und Subventionsrecht, Sportwettrecht,
- sportrechtliche Bezüge des nationalen und internationalen Haftungsrechts,
- Grundzüge des Gemeinnützigkeits- und Spendenrechts,
- Sportvertragsrecht, sportrechtliche Bezüge des Dienst- und Arbeitsvertragsrechts.
Es lässt sich also erkennen, dass es sich hierbei um ein breit gefächertes Rechtsgebiet handelt. Daher ist es auch üblich, dass Rechtsbeistände, die als Fachanwalt in einem anderen Gebiet tätig sind, konsultiert werden.
So kann ein versierter Anwalt für Arbeitsrecht einem Sportler helfen, der mit seinem Vertragswerk unzufrieden ist bzw. rechtliche Probleme mit seinem Arbeitgeber hat. Nichtsdestotrotz verfügt ein Fachanwalt für Sportrecht in diesem Bereich in aller Regel über die größere Erfahrung.
Wann muss eine auf Sportrecht spezialisierte Kanzlei tätig werden?
Die Gründe, eine Kanzlei für Sportrecht zu beauftragen, können vielfältig sein. So können die Dienste von einem Fachanwalt für Sportrecht beispielsweise im Rahmen eines Verfahrens vor dem Sportgericht in Anspruch genommen werden.
Häufig geht es dabei um Spielersperren für Foulspiele. So wird bei einem Platzverweis durch eine rote Karte im Fußball im Anschluss vom Sportgericht festgelegt, wie lange der Spieler gesperrt wird. Gegen diese Sperre kann dann ein Einspruch eingelegt werden. So kann es ein versierter Anwalt im Einzelfall schaffen, die entsprechende Sperrzeit zu reduzieren.
Gut zu wissen: Der neu eingeführte Anwalt für Sportrecht ist übrigens der insgesamt 24. Fachanwaltstitel, den es in Deutschland gibt.