Nur zu gerne würden Eltern ihren Kindern jeden Wunsch von den Augen ablesen. Egal, ob es sich dabei um einen Urlaub in den Sommerferien oder eine Süßigkeit an der Kasse des Supermarktes handelt. Allerdings ist dies aufgrund der finanziellen Situation nicht immer möglich, denn immer mehr Mädchen und Jungen sind von der Kinderarmut in Deutschland betroffen.
Inhalt
FAQ: Kinderarmut in Deutschland
Kinderarmut betrifft Kinder und Jugendliche, die in einer bestimmten finanziellen Situation leben. Mehr zur Definition erfahren Sie hier.
Ab wann jemand als arm gilt, ergibt sich aus dem Netto-Einkommen. Welche Gründe es für Kinderarmut gibt, erläutert der Ratgeber hier.
Neben der Erhöhung des Kindergeldes oder des Hartz-4-Regelsatzes ist auch die Anhebung des Mindestlohns eine Maßnahme. Die Verringerung der Kinderarmut kann als aktiver Beitrag zum Kinderschutz gezählt werden.
Was ist Kinderarmut? – Eine Definition
In unserem alltäglichen Sprachgebrauch ist eine Definition der Kinderarmut eigentlichen unnötig. Denn im allgemeinen Verständnis gelten Personen als arm, die zu wenig Geld zur Verfügungen haben, um sich die notwendigen Nahrungsmittel und Bedarfsgüter zu leisten.
Für die Politik und auch für statistische Auswertungen reicht eine solche Definition allerdings nicht aus. Stattdessen sind hier konkrete Richtlinien für die Bemessung von Armut und Kinderarmut notwendig. In der Europäischen Union gelten Menschen als arm, wenn diese über weniger als 60 Prozent des mittleren Netto-Einkommens verfügen. Somit misst sich Armut am Wohlstand der jeweiligen Gesellschaft.
Allerdings ist Kinderarmut viel mehr als nur eine statistische Berechnung. Vielmehr wird diese von den betroffenen Kindern und Jugendlichen im Alltag erlebt. Denn häufig ist die Teilhabe an Bildung, Kultur und Sport an die materiellen Voraussetzungen geknüpft.
Kinderarmut in Deutschland: Zahlen und Fakten
Wie zuvor bereits erwähnt, definiert sich Armut bzw. Kinderarmut anhand des monatlichen Netto-Einkommens der jeweiligen Familie. Gemäß einer Auswertung durch die Hans-Böckler-Stiftung lag das mittlere Netto-Monatseinkommen 2016 für eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 3.158 Euro.
60 Prozent davon entsprechen einem Wert von 1.894,80 Euro. Erreicht das Netto-Einkommen einer entsprechenden Familie nicht diesen Richtwert, gelten die Mitglieder laut Definition als arm. Die Mädchen und Jungen sind somit von der Kinderarmut betroffen.
Laut einer Statistik der Hans-Böckler-Stiftung lebten 2015 durchschnittlich 2,55 Millionen Kindern und Jugendlichen in Deutschland mit so wenig Geld, dass sie als arm bzw. armutsgefährdet gelten. Dies entspricht einer Armutsquote bei Kindern unter 18 Jahren von 19,7 Prozent. Von Kinderarmut ist in Deutschland somit durchschnittlich fast jedes fünfte Kind betroffen.
Welche Gründe gibt es für die Kinderarmut in Deutschland?
„Deutschland geht es gut.“ Diese Meldung können wir immer wieder aus den Nachrichten entnehmen. Denn die Arbeitslosenzahlen sinken stetig, die Steuereinnahmen steigen und auch die Exporte von Waren sind grundsätzlich zufriedenstellend. Aufgrund solcher Aussagen stellt sich allerdings die Frage, warum noch immer fast jedes fünfte Kind unterhalb der Armutsgrenze lebt.
Die Ursachen von Kinderarmut in Deutschland können grundsätzlich sehr vielfältig sein. Als häufigster Grund gilt allerdings die Arbeitslosigkeit der Eltern. Dabei erhöht sich das Risiko insbesondere dann, wenn die Familie Hartz 4 bezieht. Dies liegt unter anderem an den definierten Regelsätzen für Kinder.
Jobs mit einem geringen Einkommen, welche nur knapp den Sozialhilfesatz übersteigen, können ebenfalls zur Kinderarmut führen. Die Eltern arbeiten in diesen Fällen meist in Vollzeit, können damit ihre Familie aber dennoch nur knapp über Wasser halten.
Ebenfalls als gefährdet gelten alleinerziehende Eltern, denn nicht selten erhalten diese nur unzureichende oder teilweise sogar gar keine zum Unterhaltszahlung. Darüber hinaus sind diese bei den Arbeitszeiten eingeschränkter und stehen daher meist nur in Teilzeit zur Verfügung. Zudem scheuen sich Arbeitgeber teilweise auch Alleinerziehende einzustellen, da sie vermehrte Krankheitstage für die Betreuung des Kindes erwarten. Mit ähnlichen Problemen sehen sich auch kinderreiche Familien konfrontiert.
Was sind die Folgen von Kinderarmut in Deutschland?
Kinderarmut wirkt sich auf vielfältige Weise auf das Leben der Mädchen und Jungen aus. Das beginnt beim Besuch im Kino oder der Mitgliedschaft in einem Sportverein, welche für viele Klassenkameraden selbstverständlich sind und endet beim Ausschluss aus den Gesprächen zu den Erlebnissen im Sommerurlaub. Denn nicht selten lässt sich Kinderarmut mit einer gesellschaftlichen Ausgrenzung gleichsetzen.
Neben den gesellschaftlichen Einschnitten der Kinderarmut, wirkt sich diese auch auf die Bildung aus. So sind die Kinder und Jugendlichen jeden Tag mit ihrer scheinbar hoffnungslosen Situation konfrontiert, was sich nicht selten auch auf die schulischen Leistungen auswirkt. So entschließen sich viele, von der Kinderarmut Betroffene dazu, frühzeitig von der Schule abzugehen, was zu einer schlechten Berufsausbildung und schlecht bezahlten Jobs führen kann. Es beginnt ein Teufelskreis.
Nicht zuletzt kann Kinderarmut auch Folgen für den Gesundheitszustand der betroffenen Kinder haben. So sind die Minderjährigen aus armen Familien im Durchschnitt öfter übergewichtig. Dies liegt unter anderem daran, dass eine gesunde Ernährung häufig teurer ist und sportliche Aktivitäten in der Regel mit Kosten verbunden sind.
Kinderarmut beeinflusst außerdem die Selbstwahrnehmung der Mädchen und Jungen und wirkt sich oft schädlich auf das Selbstbewusstsein aus. Dies kann dazu führen, dass sich die Betroffenen zurückziehen und sich gesellschaftlich isolieren. So schämen sich arme Kinder und Jugendliche für die Größe der Wohnung oder der günstigen Einrichtung und vermeiden daher den Besuch durch Freunden bzw. Klassenkameraden.
Maßnahmen gegen Kinderarmut in Deutschland
Um die Situation in Deutschland für Kinder und Jugendliche zu verbessern und die Kinderarmut zu reduzieren, fordern Verbände und Vereine Veränderungen durch den Gesetzgeber. Dabei soll es sich zum einen um direkte Maßnahmen, wie die Erhöhung des Kindergeldes oder auch des Hartz-4-Regelsatzes handeln.
Zum anderen ließe sich die Kinderarmut bekämpfen, indem sich die finanzielle Situation der Eltern verbessert. Dazu gehört unter anderem die Erhöhung des Mindestlohnes oder auch der Ausbau der Kinderbetreuung.
Ein größeres Angebot an kostenlosen Freizeitmöglichkeiten oder freier Eintritt für kulturelle Veranstaltungen, könnte ebenfalls zur Integration armer Kinder beitragen und gleichzeitig der Umsetzung der Kinderrechte dienen. Damit diese nicht den Anschluss in der Schule verlieren und den Teufelskreis der Kinderarmut durchbrechen können, erachten Experten auch eine kostenlose Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung für sinnvoll.
„Was ist inter Kinderarmut zu verstehen?“
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Hallo Andreas,
vielen Dank für den Hinweis. Wir haben den Fehler korrigiert.
Ihr anwalt.org-Team